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Home > Modulbauer > Sven > Umbaubericht Halling-DT8.10 Stuttgart Umbaubericht Halling-DT8.10 Stuttgartvon Sven Seit mehr als einem Jahrzehnt und damit fast genauso lange wie das große Vorbild existiert das Modell des Stuttgarter Stadtbahnwagens S-DT8.10/11 der Wiener Firma Leopold Halling GesmbH. Dieser quasi einmalige und in seinen Abmessungen U-Bahn-ähnliche Stadtbahntyp fristete bislang sein Dasein in der Vitrine. Der Grund dafür war im wesentlichen, dass die Straßenbahnmodule der Kollegen mit ihren oft engen Radien und überhöhten Kurven keinen Betrieb mit diesem Fahrzeug zuließen. Vor allem die Faltenbalg- und Kupplungskinematik, die auf Modelleisenbahnanlagen mit ihren meist weiten Radien befriedigte, stieß bei uns an ihre Grenzen. Nachdem in den letzten Jahren Module mit Dreischienengleisen entstanden, die teilweise sogar Stuttgarter Szenen zum Vorbild haben, reifte der schon lange gehegte Gedanke eines Umbaus heran und mündete schließlich in dessen Umsetzung im Frühjahr 2012. Die ersten SchritteZunächst sollte man eine Probefahrt im Originalzustand vornehmen; bei älteren Modellen aus der Zeit um die Jahrtausendwende kann es vorkommen, dass die Getriebe unangenehme Geräusche produzieren. Die Ursache liegt in alternden, rissigen Zahnrädern, die ausgetauscht werden sollten. Die alten Zahnräder waren bei meinem Fahrzeug dunkelbraun und unterschieden sich so schon farblich von den jüngeren Exemplaren. Zunächst wird das Fahrzeug zerlegt. Hierzu werden zunächst die aufgesteckten Wagenkästen nach oben abgezogen. Bei diesem Vorgang sollte man aufpassen, dass die aufgesteckten Frontverkleidungen nicht herabfallen. Alternativ können diese Verkleidungen vor der Demontage der Wagenkästen vorsichtig abgezogen werden. Die Kabelverbindungen werden mit Hilfe eines Lötkolbens vorläufig entfernt, damit anschließend die Kurzkupplungskinematik aus den Wagenböden herausgezogen werden kann. Die Kunststoff-Faltenbälge werden nach unten von den Wagenkästen abgezogen. Bei dieser Gelegenheit empfiehlt sich die Überprüfung der Radsätze mit einem Messschieber. Die Platten mit den Sitzen und Führerständen werden nach oben abgezogen. Dabei muss man vorsichtig agieren, weil die Nippel der Platten leicht brechen und in der Bodenplatte stecken bleiben können. Neue Komponenten für ein besseres FahrenDa ich der Meinung bin, dass das Modell insgesamt zu leicht ist, habe ich an allen Plattformbereichen und auf den inneren antriebslosen Drehgestellen Bleiblättchen angeklebt.
An den Kurzkuppelenden wurden in den Bodenplatten zwei mittig liegende Bohrungen angebracht. Diese wurden so großzügig ausgeführt, dass Schrauben mit einem Durchmesser von 2 mm hindurch passen und viel Spiel haben. Mit zwei Schrauben, zwei Unterlegscheiben und vier Muttern habe ich hier eine Halling-Scharfenberg-Steckkupplung angebracht. Diese Kupplung hat so viel Bewegungsfreiheit, dass überhöhte Kurven und Unebenheiten keine Gefahr für das Modell mehr darstellen sollten. Nach dem Zusammenstecken der installierten Kupplung wird die Neuverkabelung vorgenommen. Im Gegensatz zu Halling habe ich die Litze zwischen den Fahrzeugen unter die Kupplung verlegt, um Platz für den Faltenbalg zu erhalten.
Bei der Gelegenheit kann man prüfen, ob das Modell noch die alten dünnen Kardanwellen aus der Zeit um das Jahr 2000 besitzt. Sind neue, robustere Exemplare lagernd, empfiehlt sich ein Austausch. Da wir im digitalen Betrieb fahren, erhielt mein Modell einen ESU-Decoder des Typs 4.0 (DCC), der in der Bodenwanne genügend Platz vorfindet. Als nächster Schritt sollte das dunkelblaue Fensterband des Wagenkastens ins Kurzkuppelende hinein bis zum Ausschnitt verlängert werden. Da die alten statischen Faltenbälge aus Kunststoff nicht mehr verwendet werden können, muss für Ersatz gesorgt werden. Hier bleibt nur der Selbstbau. Ich habe mich für eine Lösung mit zwei Faltenbälgen entschieden. Diese werden nur am jeweiligen Kurzkuppelende befestigt und drücken ohne mechanische Verbindung aneinander. Sollte sich dabei ein etwas schiefes Bild ergeben, kommt dies sogar dem Vorbild nahe! Die Faltenbälge werden aus gewöhnlichem Schreibpapier mit Hilfe eines Bastel- oder Teppichmessers gefertigt und mit einem Bleistift und silbernem Lackstift farblich behandelt. Da die Faltenbälge beim Vorbild abgerundet sind, erfolgt das auch beim Modell, wofür eine Nagelschere herangezogen wird.
Um eine ausreichende Auflage- und Klebefläche für die Faltenbälge zu erhalten, wer-den die Wagenkastenöffnungen am Kurzkuppelende mit Kunststoffprofilen ausgefüllt. Diese wurden von mir auf der Rückseite mit spiegelnder Silberfolie belegt, um den Durchgang vorzutäuschen. Ist die Farbe des verlängerten Fensterbandes getrocknet, können die Faltenbälge an den beiden Wagenteilen angeklebt werden. Hierbei sollte nicht zuviel Klebstoff auf den Auflageflächen gleichmäßig verteilt werden. Vorsicht ist angebracht, denn wenn Klebstoff herausquellen sollte, besteht die Gefahr der Beeinträchtigung der Außenlackierung. Solange der Kleber elastisch ist, können die Faltenbälge aufeinander ausgerichtet werden, um später ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten.
Optimierung der Inneneinrichtung und des äußeren ErscheinungsbildesNicht nur in technischer Hinsicht kann man den Halling-DT8 verfeinern; die Inneneinrichtung bietet zahlreiche Möglichkeiten zum „Austoben“. Ich habe die hellgrauen Sitzplatten mit dunkelgrauer Farbe besprüht. Nach dem Trocknen erhielten die Sitze eine dunkelblau-matte Lackierung. Entgegen der ursprünglichen Planung wurden die Sitzrahmen mit 96 beigefarbenen Decalstreifen versehen. Dies ist ein enormer zeitlicher Aufwand, der sich jedoch lohnt. Die Glaswände der Fahrerkabinen wurden mit Kunststoffolien nachgeahmt; deren Türen und die Fensterkanten wurden mit Hilfe eines schwarzen wasserfesten Stiftes aufge-tragen. In den Einstiegsbereichen fanden gelb lackierte „Entwerter“ aus Kunststoffprofilen ihren Platz. Selbst die Schlitze zur Einführung der Fahrscheine wurden nicht vergessen! Diese Effekte verleihen dem Fahrzeug „Tiefe“ und die stärker hervorgehobene Inneneinrichtung lässt das Modell insgesamt stimmiger und vorbildgerechter erscheinen.
An den Führerständen wurden jeweils Fahrerfiguren angebracht. Selbst angefertigte Kurstafeln mit Ziffern von TL-Decals ergänzen das Gesamtbild. Die Dreilicht-Spitzensignale wurden aus silbergrauen Decals gewonnen und von innen an die Frontscheiben angebracht. Über dem Führerstand der Hälfte mit der geraden Wagennummer wurde eine Antenne von Lima angebracht, die aus der „Restekiste“ gewonnen wurde. Die in roter Farbe aufgedruckten Blinkleuchten wurden mit orangefarbenen Decal-streifen überklebt. Ferner erhielt das Fahrzeug einen neuen Straßenbahn-Einholmstromabnehmer von Sommerfeldt. Zu guter letzt habe ich die an den Frontbereichen sichtbaren Kupplungsattrappen mit Hilfe eines weichen Bleistiftes „gealtert“.
Nun können die Sitzplatten auf die Wagenböden gesteckt und die Wagenkästen aufgesetzt werden. Man sollte bereits vor dem Aufstecken darauf achten, dass die empfindlichen Faltenbälge aufeinander drücken und diese nicht im letzten Moment beschädigt werden. Die oft schlecht haftenden Frontverkleidungen können mit wenig Klebstoff am Wagenkasten fixiert werden. Nun kann eine Probefahrt vorgenommen werden. Radien = oder > 25 cm sollten problemlos befahrbar sein. Gute Fahrt mit Stuttgarts gelbem Renner!
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