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Umbaubericht Niederflurtriebwagen Škoda 16T Breslau

von Sven

Vor einigen Jahren erschienen als handgefertigte Kleinserie von dem Anbieter RA Došlý aus der Tschechischen Republik Standmodelle der sechsachsigen Niederflurtriebwagen der Städte Prag (Typ 14T) und Breslau (Typ 16T), deren Vorbilder von Škoda unter der Produktbezeichnung "Elektra" vermarktet wurden. Für die optische Gestaltung zeichnet die Firma Porsche Design verantwortlich.

Die Wagenkästen der Resin-Miniaturen bestehen aus einem Guss, die Faltenbälge sind imitiert und der aus einem Stück bestehende Boden samt Fahrwerksimitationen ist fest eingeklebt. Diese Tatsachen weckten eher mein Interesse als dass sie abschreckten und ich beschloss, daraus ein betriebsfähiges Modell zu basteln. Die Wahl fiel auf die Variante Breslau, die mir optisch am besten gefällt.

[Originalzustand]

BILD 1: Das Modell des Breslauer 16T von RA Došlý im Originalzustand. Die Ziel- und Linienbeschilderung zeigt leider nur die Heimatstadt und Typenbezeichnung des Fahrzeugs, was bei vorbildgerechter Darstellung geändert werden muss.

Ähnlich Wie bei meinen anderen Multigelenk-Umbauwagen der letzten Jahre sollte auch hier ein fünfteiliges Combino-Fahrwerk der Firma Leopold Halling zur Anwendung kommen.

Zunächst nahm ich die Trennung der Wagenkasten-Segmente in Angriff. Mit einer Laubsäge arbeitete ich mich Stück für Stück durch die "Faltenbälge". Die Dachleitungen in den Gelenkbereichen verschonte ich so weit wie möglich; ich musste allerdings darauf achten, dass zwischen ihnen eine ausreichend große Lücke entsteht, damit die einzelnen Wagenteile ausreichend Freiraum für Nick-/Wankbewegungen erhalten.

[Gelenke]

BILD 2: Die Wagenkästen wurden unter erheblicher Staubentwicklung getrennt, die Mannschaft hat sich eine Pause verdient!

Nachdem die Sägearbeiten beendet waren, schliff ich die offenen Enden ab und lackierte sie mattschwarz.

Spannung versprach die Trennung von Wagenböden und Wagenkästen. Die ebenfalls aus Resin bestehenden Böden waren an einigen Stellen so fest mit dem Gehäuse verbunden, dass ich bei einem Versuch des Herausbrechens irreparable Beschädigungen von Gehäuseteilen riskiert hätte. Eine Lösung versprach das reihenweise Aufbohren der kritischen Stellen in der Nähe der Innenwände. Hier war besondere Vorsicht angebracht, um nicht auch die Wagenkästen selbst mit an- und schlimmstenfalls durchzubohren. Nach dem Entfernen der Böden beseitigte ich die Materialreste an den Innenseiten der Gehäuse mit einer Feile.

[Fahrgestell]

BILD 3: Nach dem langwierigen aber erfolgreichen Ausbau der originalen Bodenplatte mit Inneneinrichtung und Fahrgestell-Imitationen eine Übersicht: die Gehäuse sind getrennt, die Böden sind entfernt. Das Halling-Fahrwerk am unteren Bildrand wartet auf seine Anpassung.

Da ich die gut getroffenen Führerstands- und Heckplattformbereiche von RA Došlý so weit wie möglich beibehalten wollte, trennte ich sie von den nicht brauchbaren Teilen und klebte sie nach niveaumäßiger Anpassung an die gekürzten Halling-Plattformen an. Die Sitzgruppe im Heckbereich lackierte ich am Vorbild orientiert mit roter Farbe.

[Fahrwerksmodule]

BILD 4: Die Halling-Fahrwerksmodule 1 (oben) und 5 (unten) mit den angeklebten Front- und Heckplattformen samt Inneneinrichtungen von RA Došlý.

[Fahrstand]

BILD 5: Wie bei meinen betriebsfähigen Modellen üblich, nimmt auch auf dem Fahrersitz des 16T Fahrpersonal Platz. Die beeindruckende, von außen leider kaum sichtbare, Armaturentafel ist Bestandteil des Modells von RA Došlý.

Die Bodenplatten und deren Aufsätze für die schwebenden Mittelteile musste ich auf die Länge der 16T-Segmente kürzen. Die Nippel, die bei den Halling-Modellen in die Wagenkästen einrasten, entfernte ich, damit die Bodenplatten unter die Mittelteile passen. Die spitzen Enden der Bodenplatten begradigte ich. Für zusätzliche Stabilität sorgen längsseitig angebrachte Kunststoffprofile. Abschließend besprühte ich die neu zusammengesetzten Bodenplatten mit mattschwarzer Farbe.

[Mittelteile]

BILD 6: Die Bodenplatten und deren Aufsätze für die Bereiche der schwebenden Mittelteile im Originalzustand (oben) und verkürzt nach dem Umbau (unten). Gut sind die zusätzlichen Evergreen-Profile zu sehen, die ich später zusammen mit den Bodenplatten einheitlich mattschwarz lackierte.

Nachdem das Fahrwerk weitgehend fertiggestellt war, stellte sich die Frage, wie die Wagenkästen mit diesem betriebssicher verbunden werden können. Schraub- oder Steckverbindungen wie bei anderen Modellen schieden dieses Mal aus. An die Innenseiten der Gehäuseteile 1, 3 und 5 klebte ich beidseitig L-förmige Polystyrol-Profile, die zum einen ein Aufsetzen auf die Fahrwerksmodule ermöglichten, zum anderen später deren Längsbänke aufnahmen. Die weiter verwendeten Plattformteile von RA Došlý tragen zu einem sicheren Sitz der Wagenteile 1 und 5 bei. In den großen schwebenden Mittelteilen klebte ich vier Stützen aus Polystyrol deckenseitig an. Auf den Wagenböden befestigte ich Führungen in Form von Kunststoffwinkeln, in die die Stützen beim Zusammensetzen von Wagenböden und Wagenkästen eingeschoben werden. Teilweise musste ich die aufgesteckten Aufsätze durchbohren, damit die Stützen zum Boden gelangen konnten.

Die Halling-Sitzgruppen für die schwebenden Mittelteile lackierte ich zunächst mattschwarz. Die Sitze erhielten anschließend am Vorbild orientiert rote Sitzflächen und weiße Rahmen bzw. Rückseiten. Die Längsbänke für die Wagenteile 1, 3 und 5 sägte ich von der originalen Bodenplatte ab und lackierte sie entsprechend den anderen Sitzen. Anschließend klebte ich sie auf die Polystyrol-Profile, die ich zuvor an den Seitenwänden dieser Wagenteile anbrachte.

[Fahrwerk fertig]

BILD 7: Nach dem Zusammenbau des veränderten Fahrwerks erfolgte die Neuverkabelung. Den ESU-Decoder des Typs LokPilot micro 4.0 konnte ich nicht sichtbar zwischen der Bodenplatte und deren Aufsatz im Wagenteil 4 unterbringen. Die Stromabnahme erfolgt von allen Achsen. Die Haftreifenachse auf der Seite des stehenden Motors behielt ich bei.

Im Gegensatz zu anderen von mir mit Halling-Teilen motorisierten Standmodellen der Multigelenkbauart, z.B. Citadis Teneriffa oder Pesa Swing Szeged, musste der Standort des stehenden Motors im Gelenkbereich des Mittelwagens beibehalten werden. Eine solche Lösung vermied ich bislang aus dem Grund, weil die selbst gebauten Papierfaltenbälge im Innenbereich mehr Platz als die Gelenkkulissen von Halling benötigen. Leider ist beim Škoda 16T die Deckenhöhe generell zu niedrig, um diese Art von Antrieb anderweitig unterzubringen. Selbst bei der hier gewählten Bauart außerhalb der Wagenkästen musste ich bei den dem Antrieb benachbarten dritten und vierten Gehäuseteilen zum Gelenkbereich hin Material herausgefeilen, um der oben liegenden Schwungmasse Raum zu verschaffen. Anschließend klebte ich an den gelenkseitigen Öffnungen der Gehäuseteile Kunststoffprofile für die Aufnahme der Faltenbälge an. Die Faltenbälge baute ich in bewährter Weise aus Papier und versah sie an den sichtbaren Bereichen zum Wageninneren hin wieder mit einer spiegelnden Alufolie. Einen Besonderen Aufwand musste ich für den Faltenbalg betreiben, welcher den stehenden Antrieb umgibt. Die Materialstärke ist hier zwangsläufig geringer als üblich, was sich optisch nachteilig bemerkbar macht. Dies war auch der Grund, warum ich das Motorgehäuse zur Tarnung mattschwarz lackierte. Nach Montage dieses besonders sensiblen Faltenbalges stabilisierte ich ihn an bestimmten Stellen mit Klebstoff. Drei der vier Faltenbälge klebte ich u.a. aus optischen Gründen beidseitig an; nur den Zweiten von vorne betrachtet fixierte ich einseitig am Wagenteil 3.

[Faltenbalg]

BILD 8: Unterschiedliche Typen von Faltenbälgen: links die noch nicht montierte Variante, wie ich sie in ähnlicher Form bei vielen Modellen verwende. Rechts die Spezialanfertigung mit dünnen "Ärmchen", die den stehenden Motor auf drei Seiten umrahmen und gleichzeitig für gute Belüftung sorgen.

Da ich die Halling-Gelenkkulissen aus Kunststoff nicht verwenden konnte, entfiel das Gegengewicht aus Messing am zweiten Gelenk. Daher schuf ich mit Trimmblei in verschiedenen Bereichen des Mittelwagens sowie im Wagenteil 2 einen entsprechenden Gewichtsausgleich zum stehenden Antrieb.

Die bereits erwähnte symbolische Zielbeschilderung wollte ich durch eine weitgehend vorbildorientierte Variante ersetzen. Tobi fertigte diese für Front, Heck und Seitenanzeigen als Linie 6 nach KRZYKI in Form von Papierausdrucken an. Eine weitere optische Verbesserung erreichte ich mit der Nachahmung der Scheibenwischer an Front- und Heckscheibe und der seitlichen Fensterklappen. Für die feinen Linien verwendete ich schwarze Zierstreifen-Decals. Die Türdrücker imitierte ich vorläufig mit Teilen aus der Restekiste; zu einem späteren Zeitpunkt möchte ich sie durch vorbildgerechte Decals ersetzen. Die weißen, etwas nachlässig lackierten, Zierstreifen im Schürzenbereich bedeckte ich mit Decal-Zierstreifen in nahezu indentischer Breite und Farbe, womit die Konturen schärfer sind und ein schöneres Gesamtbild erreicht wird. Als Stromabnehmer montierte ich einen Sommerfeldt-Einholmbügel mit schmalem Schleifstück; er hat keine Funktion, da wir im Unterleitungsbetrieb fahren.

[16T am Klinikum]

BILD 9: Das fertiggestellte Modell im Einsatz auf dem Modul Klinikum von Hans-Martin. Alle zur Verfügung stehenden Normalspurgleise mit Radien bis zu 20cm können befahren werden.

[16T am Eigenen Heim]

BILD 10: Straßenbahnmodelle nach modernen polnischen Vorbildern unter sich: auf Hans-Martins Modul Eigenes Heim begegnen sich der Breslauer Škoda 16T (rechts) und ein Krakauer Bombardier NGT6 von Halling (links).

Bildnachweis: Alle Bilder von Sven

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